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Mangelnde Alternativen in der Tiefzinsphase, der langanhaltende Kursaufschwung der bald zwei vergangenen Jahrzehnte und, nicht zuletzt, die angebliche Billiginvestition über irgendwie kursstabil erscheinende Aktien-ETFs waren und sind die wohl populärsten Argumente pro Aktien. Der Stimmungsumschwung in der breiten Anlegerschaft erscheint zudem stabil, denn es war keine Gegenbewegung seit Beginn der Pandemie und auch durch die seit einigen Monaten zunehmenden Berichte über teilweise gravierend schlechteren volkswirtschaftlichen Zahlen erkennbar. Der letzte Höchststand des Dax war am 8. 1. 2021 mit 14.121 und es fällt schwer zu sagen, dass an diesem Tag die globale oder deutsche Volkswirtschaft problemlos funktionierte und deren Zukunft rosarot erschien.
Das Vertrauen in den Aktienmarkt ist bei den Anlegern sicher gestiegen, nicht jedoch zwangsläufig ihr Wissen zur Funktion und dem Ablauf des Marktes. Die Frage ist also: Ist das gestiegene Vertrauen in den Aktienmarkt ein blindes oder ein fundiertes Vertrauen. Diese Frage wird wichtig, wenn der Markt, was angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung durchaus möglich ist, deutlich einbricht.
Dass das Anlegervertrauen in den Aktienmarkt eher blind ist, dafür spricht, dass es keine Anzeichen dafür gibt, dass Anleger über eine Absicherung ihrer Gewinne nachdenken. Zwar beschäftigen sich einige wenige Medien mit dem Thema Absicherung wie z.B. die Süddeutsche Zeitung vom 28.01.2021, aber dann doch eher zurückhaltend, was auch in der Überschrift "Geht da noch was?" zum Ausdruck kommt. Die Ratschläge sind klug und differenziert, wie von der SZ auch nicht anders zu erwarten. Dennoch, große Anlegerscharen werden dadurch wahrscheinlich nicht erreicht.
Niemand kann die Zukunft voraussagen, aber immerhin erscheint die wirtschaftliche Situation weltweit eher fragil. Egal welche Zukunftserwartungen der Berater hat, es erscheint deshalb klug und vorausschauend, mit dem Kunden das Thema Absicherung anzusprechen. Berater, die ihre Anlagetaktik im stillen Kämmerchen entwickeln und ihren Kunden nur die Ergebnisse mitteilen, laufen Gefahr, sich dem Vorwurf auszusetzen, auf den möglichen Einbruch nicht vorbereitet zu haben. Wenn der Einbruch nämlich stattfindet, wird es plötzlich jede Menge sogenannter Experten geben, die den Einbruch lange vorausgesagt haben wollen, weil er angeblich unausweichlich war. Diese sog. Expertenmeinungen werden dann dem Berater vorgehalten werden. So lief es jedenfalls bei sämtlichen Kurseinbrüchen der letzten Jahrzehnte.
Im oben erwähnten SZ-Beitrag findet sich übrigens ein Denkansatz für eine sanfte Form der Sicherstellung: Man könnte zum Beispiel die erzielten Gewinne abschöpfen und in einen sicheren Hafen bringen. Wenn die Börse dann weiterlaufen sollte, dann wird die Ursprungsinvestition weiter davon profitieren. Wenn der Markt einbrechen sollte, dann kann der Berater diese Sicherheitsdisposition als Nachweis verwenden, mit dem Kunden darüber gesprochen zu haben.
Dieser Beitrag wurde erstellt von Helmut Kapferer.
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