Eigentlich gehen alle Crashpropheten nach demselben Muster vor: Zunächst werden die aktuellen Gefahren für Politik und Wirtschaft meist, von einer gewissen Tendenz zur Übertreibung einmal abgesehen, korrekt beschrieben. Es ist nun mal zweifellos so, dass vom Brexit, der Klimakatastrophe, von Handelskonflikten und Negativzinsen Risiken für die Volkswirtschaften ausgehen. Das kann niemand bestreiten.
Nur dass aus diesen Risiken dann der unvermeidliche Zusammenbruch der nationalen oder globalen Volkswirtschaften folgt, wie das dann meist beschrieben wird, ist dann doch eine mehr als steile These. Dass Volkswirtschaften oder Regierungen logischerweise auf die beschriebenen Gefahren reagieren, sodass sich manche dieser Risiken oder auch alle mit der Zeit auflösen können, das passt dann nicht mehr zu dem düsteren Weltbild, das verbreitet werden soll und wird deshalb nicht thematisiert.
Mit Crash-Prophetie ließ sich schon immer viel Geld verdienen und die Welt ist dennoch nicht zusammengebrochen. Das hat mit den normalen Ängsten der Menschen zu tun. Das Geschäftsmodell von Crash-Propheten geht meist zurecht davon aus, dass für Menschen Entwicklungen, die sie nicht durchschauen können, negativ belastet sind und Ängste verstärken. Crash-Propheten werden gewöhnlich nicht, auch nicht von ihren Fans, dafür bestraft, wenn ihre Voraussagen nicht eintreffen, obwohl die Crash-Voraussagen aus der längeren Vergangenheit alle, wie wir am aktuellen Stand unserer Volkswirtschaft leicht nachvollziehen können, nicht eingetroffen sind.
Crash-Propheten nennen meist auch Alternativanlagen, also solche, mit denen der Anleger angeblich die prophezeiten Katastrophen, manchmal auch als großer Gewinner, bewältigen kann. Viele Crash-Propheten verkaufen selbst Finanzprodukte, z.B. Fonds. Manche treiben mit ihrer Prophetie Anbietern von Finanzanlagen Kunden zu, indem sie bei deren Vertriebs- und Kundenveranstaltungen auftreten.
Wer sich zur Crash-Prophetie schlau mache will, dem sei der Beitrag von Harald Freiberger in der Süddeutschen Zeitung vom 28./29.12.2019 "Crash-Propheten im Crash-Test" empfohlen. Dort wird z.B. der Fondsmanager Andreas Beck in Bezug auf Veröffentlichungen von Crash-Propheten mit der folgenden treffenden Aussage zitiert: "Die Autoren haben weder die Kompetenz noch besondere Daten noch besondere Möglichkeiten der Interpretation, um solche Thesen aufzustellen."
In seiner Werbung für Goldsparpläne wirbt ein Anbieter für seinen Kindergoldsparplan mit kühnen Aussagen wie "Sicher Flexibel", "Gold krisenfest" und mit 9 % steuerfreier Rendite für die nächsten 18 Jahre. In einem Zeichentrickfilm auf dessen Homepage wird dargestellt, dass so ein Sparplan besser sei als Bargeld und "Anteile", weil dieses nur Dokumente seien, ganz im Gegensatz zu den dort zeichnerisch dargestellten Barren aus dem Goldsparplan. Im Film nicht erwähnt wird, dass das Gold des Goldsparplans in einem "Golddepot" liegt, was dann ja zur Folge hat, dass der Anleger nur Depotbestätigungen (also Dokumente) besitzt und darauf hoffen muss, dass das über Jahre gekaufte Gold am Ende auch wirklich vorhanden ist. Selbstverständlich ist das nicht, wie viele frühere sowie der jüngste Goldskandal der insolventen PIM Gold (wir berichteten) zeigt.
Für das Geschäft von Finanzberatern höchst gefährlich sind Crash-Prophezeiungen deshalb, weil die einfach klingenden, wenn auch falschen Argumente nur mit nüchtern klingenden Fakten zu widerlegen sind. Die Crash-Propheten sind oft Meister darin, unterschwellige Ängste so zu schüren, dass aus Lesern, Zuschauern und Zuhörern Opfer werden.
Dieser Beitrag wurde erstellt von Helmut Kapferer.
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